Fakten
Das Anbieten von Leitungswasser kann Müll reduzieren und die Glaubwürdigkeit und Reputation erhöhen.
Einem Bericht des Marktforschungsinstituts Euromonitor International* zufolge wird jede Minute eine Million Plastikflaschen gekauft. Wer im Restaurant Leitungswasser trinkt, vermeidet Verpackung, Transportemissionen und Abfall und wählt (bewusst oder unbewusst) die nachhaltigste Art, ein Getränk zu konsumieren.
In Ländern wie Frankreich, den Niederlanden oder Großbritannien bieten Restaurants ihren Gästen kostenloses Leitungswasser (carafe d’eau, Tafelwasser) an; in Frankreich ist dies sogar gesetzlich vorgeschrieben. In Österreich gibt es ein kostenloses Glas Leitungswasser zum Kaffee, aber eine kostenlose Karaffe am Tisch ist noch nicht die Norm. Und einen Rechtsanspruch auf ein kostenloses Glas Wasser gibt es derzeit noch nicht.
Der Gesetzgeber lässt hier relativ viel Freiheit, es wird nichts vorgeschrieben und jeder Betrieb muss selbst entscheiden, ob er für das Wasser Geld verlangt oder nicht.
Für das Angebot von kostenlosem Leitungswasser gibt es zahlreiche Argumente. So erhöht sich die Reputation und Glaubwürdigkeit in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutzaktivitäten bei wichtigen Stakeholdergruppen wie Gästen und Mitarbeitern. Eine Anfang 2023 veröffentlichte Studie der Österreich Werbung** zeigt, dass 23 % der deutschen Zielgruppe bereit sind, für ein nachhaltiges Übernachtungsangebot eines Ferienhotels in Österreich deutlich mehr Geld auszugeben. Erstmals wurden spezifische Leistungen und entsprechende Aufpreise nach Urlaubstyp und Nachhaltigkeitsaffinität genannt, darunter die Bereiche Ernährung und Abfallmanagement.
Das kostenlose Anbieten von Leitungswasser wird von Gastronomen mit Umsatz- und Kostenverlusten in Verbindung gebracht. Eine Kostenaufstellung der Wirtschaftskammer Österreich kommt zu dem Ergebnis, dass für ein Glas Leitungswasser durchschnittlich 75 Cent anfallen, die sich aus Kosten für das Leitungswasser (ein Glas Leitungswasser kostet weniger als einen Cent) sowie aus Lohnkosten, Reinigungs-, Miet- und Energiekosten und der Mehrwertsteuer zusammensetzen. Ein Gewinn ist in dieser Kalkulation nicht enthalten.
Eine neue Trinkwasser-Richtlinie der EU-Kommission soll Restaurants dazu bewegen, bei Bestellungen kostenloses Leitungswasser anzubieten, um den Plastikmüll zu reduzieren. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine Empfehlung und keine Verpflichtung, kostenloses Wasser anzubieten.
In Zeiten von Klima- und Umweltkrisen sollten sich Unternehmer und Betriebe jedoch verstärkt an internationalen Servicestandards orientieren und ihren Gästen hochwertiges Leitungswasser in Karaffen zur Verfügung stellen. Wenn ein Unkostenbeitrag erhoben wird, sollte dieser möglichst attraktiv sein und ohne Gewinnaufschlag berechnet werden (siehe Berechnungsbeispiel der Wirtschaftskammer Österreich). Die Speisekarte und auch das Servicepersonal sollten gegebenenfalls auf den Unkostenbeitrag hinweisen.
Quellen:
*Utopia.de und Euromonitor
**ACB-Conjoint-Studie Nachhaltigkeitsaspekte bei der Hotelauswahl von ÖW und Ipsos | Basis: n=959 Personen aus Deutschland (18 -69J.), die entweder planen in Österreich Urlaub zu machen oder in den letzten 3 Jahren Urlaub in Österreich gemacht haben.
Links:
Studie der Österreich Werbung
WKO: Kosten von Leitungswasser im Vergleich mit anderen Getränken